Mittwoch, 4. März 2015

Historische Seite Uesslingen *** Kinderheimat (Lesebuch für das 1. Schuljahr, Auflage von 1938)


Historische Seite Uesslingen 
Buch, Dezember 2014

Kinderheimat
Lesebuch für das 1. Schuljahr Auflage von 1938



Nun zeigt mir mal

Wie die Mädchen fegen, wie die Schreiner sägen, wie die Frauen waschen, wie die
Kinder naschen, wie die Maler malen, wie die Käufer zahlen, wie die Jäger schiessen,
wie die Herren grüssen, wie die Schneider nähen, wie die Bauern mähen.

Was sie tun

Bäcker backen, Metzger hacken, Schneider flicken, Mädchen sticken, Mütter stricken,
Hühner picken, Uhren ticken, Glocken wecken. Aber die Faulen stecken unter den Decken.

April

April, April, der weiss nicht was er will ! Bald lacht der Himmel klar und rein, bald schaun
die Wolken düster drein, bald Regen und bald Sonnenschein. Was sind mir das für Sachen,
mit Weinen und mit Lachen, ein solch Gesaus zu machen !

Am Ostermorgen

Wie der Blitz rennen die Kinder in den Garten. Wo hat wohl der Osterhas die Eier hingelegt ? Sie suchen und suchen, bei jeder Staude, bei jedem Strauch. Und im Gras, da sieht man es gleich, wo der Hase durchgelaufen ist. Ei ja, da liegt ein ganzes Nest voll, blaue, rote, gelbe. die hat Heini schnell gefunden. 

Aber Anneli ? Es sucht auch und findet nichts. – So schau doch dort beim Gartentürlein ! – Juhu, da liegt noch ein Nest voll ! Ein kleines Osterhäslein sitzt dabei und spitzt die Ohren. 
Warum rennt es dann nicht fort ? Es ist ja nicht lebendig, es ist ja aus Schokolande.

Das grosse Butterbrot

Gretli sitzt auf der Bank im Hofe. Es will sein Butterbrot essen. Das Butterbrot ist gross. Gretli hat aber auch grossen Hunger. Da kommt ein hungriges Hühnchen, das sagt: Gib mir ein Bröcklein. 
Wenn ich gross bin, lege ich dir auch ein Ei. Das darfst du dann essen, piep.
Ein Hündchen sitzt dabei, das bellt: Wenn ich gross bin, bewache ich dein Haus. 
Gib mir auch einen Bissen. Wau! Wau!
Miau, ruft das Kätzchen von der Mauer herab. 
Wenn ich gross bin, fange ich dir jeden Tag eine Maus. Schenk mir ein Stück von deinem Butterbrot.
Alle bitten, alle bekommen ein Bröcklein. Nun ist das Butterbrot nicht mehr gross.

Das lustige Auto

Die Autos sind die schnellsten Pferde. Sie laufen auf Räderbeinen. Hafer fressen sie keinen.
Sie stehen schön brav am Strassenrand, wo man sie hinstellt. Man hört sie nie wiehern.
Aber sie rufen tut tut. In der Nacht haben sie Augen so feurig wie die Katzen.


De brav Bueb

De Peter ischt en flotte Burscht; dem ischt de Astand no nid Wurscht.
Goht hei de Ma mit Sack und Mappe, so grüesst er lut und lupft si Chappe.
Sei’s alt, sei’s jung, ob arm ob rich, säb ischt dem chline Mannli glich.
Und jedes denkt; wie schön, wenn d’Chind so fründlich und so höflich sind.

Heini will Aepfel pflücken

Alle Tage schaut Heini nach dem Apfelbaum. 
Die Aepfel haben schon rote Backen. 
Das macht Heini grosse Freude;
Er sagt; Bäumlein, Bäumlein schüttle dich,
wirf deine Aepfel über mich
Aber das Bäumlein und die Aepfel lachen nur. – 
Oho, der Vater bringt eine lange Leiter. Er
steigt auf den Baum . Aepfelein um Apfelein legt er in den Sack. 
Heini möchte auch gerne auf die Leiter steigen. 
Aber die Mutter hat es verboten. Sie sagt:
Wächst der Heini weiter, braucht er keine Leiter.
Wächst der Heini immer mehr, lässt er alle Bäumlein leer.

Herbscht

Zum Znüni tarfscht en Oepfel ha mit schöne rote Backe dra,
das git em Büebli Muet und Chraft und dass es besser lehrt
und schafft. Und z’Obed gits zur Schwarzbrotchoscht es Gläsli
süesse-n-Oepfelmoscht. Mer händ jo Herbscht und richi Zit.
Jetzt gang i d’Schuel. I ghör scho s‘ Glüt.

Brieflein ans Christkind

Christkindlein, liebes, sei doch so gut, mein Püppchen wünscht einen neuen Hut.
Der alte ist schon ein bisschen zerissen, ist mehr als zwei Jahr alt, musst du wissen.
Und auch ein Kleidchen hätt ich gern, das alte, weisst du, ist nicht mehr modern und
auch schon ein ganz wenig zu klein und abgestorben, halt gar nicht mehr fein ! 

Und könntest du auch noch ein Schwesterchen bringen, würd ich vor Freude tanzen und
singen. Weisst du, jetzt bin ich halt immer allein, es wäre viel schöner für mich zu
zwein. Dann wär ich zufrieden, ich wünschte nicht mehr. Gelt, Christkindlein, denkts
daran, ich bitte dich sehr.

Einmal etwas ohne Zahlen, aber zu geniessen mit Humor. War das doch eine schöne Zeit,
am Anfang der Kinderjahre.

Wer das ABC nicht kann, ist nur ein halber Mann.


Uesslingen, 20. November 2014
Alfons Lenz


1 Kommentar:

  1. Lieber Alfons, An mein erstes Lesebuch in unserer Schule *Kinderheimat* kann ich mich noch sehr gut erinnern. Einige der dort aufgeführten Gedichte haben wir auswendig gelernt und sind mir auch heute, nach bald 70 Jahren noch präsent. Ich habe mich echt darüber gefreut, dass Du jenes Buch nochmals vorgestellt hast. Ich bin schon gespannt auf Deinen nächsten Beitrag und hoffe, dass Dir die Ideen noch lange nicht ausgehen. Mit freundlichen Grüssen vom Seebachtal ins Thurtal Euer Martin www.huber-seebachtal.ch

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